Grenzöffnung 1989: Großeinsatz für FeuerwehrenBei Übungsdiensten bereiten sich die Feuerwehren auf die verschiedensten Szenarien, wie z.B. Brände, Unfälle oder Gefahrguteinsätze vor. Was die Feuerwehren aus Neu-Eichenberg aber in den Novembertagen vor 20 Jahren erwartete, das konnte nicht in Übungsdiensten vorbereitet werden. Die Ereignisse in der ehemaligen DDR überschlugen sich und so kam es, dass die innerdeutsche Grenze auch im Werra-Meißner-Kreis "Löcher" bekam.

Aus einem alten Protokoll der Jahreshauptversammlung geht hervor, dass im Jahr 1989 von der Einsatzabteilung der Feuerwehr Hebenshausen 368 Einsatzstunden geleistet worden sind. Der Großteil von diesen Stunden wurde bei der Grenzöffnung und den darauffolgenden Tagen aufgewendet.

Begonnen hatte alles am 10. November. An dem Tag wurde die Feuerwehr Hebenshausen telefonisch durch die Leitstelle alarmiert und über die Grenzöffnung im Werra-Meißner-Kreis informiert. Der damalige und heutige Kreisbrandinspektor, Willi Sußebach, wollte wohl nach und nach alle Feuerwehren aus dem Kreis einsetzen und entschloss sich im Norden zu beginnen. Die Feuerwehren aus Hebenshausen und Marzhausen mobilisierten, unter der Leitung des damaligen Ortsbrandmeisters Wilfried Salzmann, alle Kameraden und teilweise sogar deren Eltern und begaben sich auf den Weg in den Südkreis, nach Herleshausen. Vor Ort wurden dann etwa von 21:30 Uhr bis zum darauffolgenden Tag um etwa 08:50 Uhr die DDR-Bürger begrüßt, das Begrüßungsgeld in Höhe von 100 D-Mark ausgezahlt und die Bürger betreut.

Grenztruppen der DDR beim Demontieren des Grenzzauns

Bereits einen Tag später Sonntag, den 12. November 1989 wurde die Feuerwehr Hebenshausen wieder alarmiert und eingesetzt bei der Öffnung des Grenzüberganges bei Hohengandern. Dort wurde bereits in der Nacht auf der Osttseite begonnen die Sperranlagen zu demontieren und eine Trasse für eine Straße in den Westen zu räumen. Gegen 12:25 Uhr war es dann endlich so weit - der Grenzübergang zwischen Neu-Eichenberg und Hohengandern wurde in Betrieb genommen. Der damalige hessische Ministerpräsident Walter Wallmann war persönlich zum neu geschaffenen Grenzübergang gekommen, um dort dir DDR-Bürger zu begrüßen. Die Aufgaben der Feuerwehren bestanden dort in der Auszahlung des Begrüßungsgeldes in der Turnhalle der Ernst-Reuter Schule in Eicheberg und der Verkehrsregelung an der heutigen Kreuzung B27/B80. Durch das sehr hohe Fahrzeugaufgebot bildeten sich dennoch kilometerlange Rückstaus auf den Straßen. In dem Kurzbericht "Übergänge aller Orte" des HR-Fernsehen ist im zweiten Teil der neu errichtete Grenzübergang bei Hohengandern zu sehen.

Auszahlung des Begrüßungsgeldes in der Turnhalle der Ernst-Reuter Schule

Nach Aussage von damaligen Einsatzkräften wurde das benötigte Bregüßungsgeld von den Witzenhäuser Banken teilweise mit Feuerwehrfahrzeugen zur Auszahlstelle nach Eichenberg transportiert. Der ein oder Andere hatte wohl schon ein wenig mulmiges Gefühl dabei, sich mit mehreren zehntausend D-Mark im Gepäck auf den Weg über überfüllte Straßen nach Eichenberg zu machen. Aus heutiger Sicht scheint diese Vorgehensweise sehr ungewöhnlich, wenn nicht gar unmöglich zu sein.

Bereits ein Wochenende nach der Öffnung des Grenzübergangs bei Hohengandern fand an der Ernst-Reuter Schule eine große HR3 Disco statt. Auch dort war die Feuerwehr wieder gefordert mit der Verkehrsregelung und Löschbereitschaft. Erinnerungen von damals anwesenden Kameraden beziffern die Anzahl der Besucher auf mehr als 10.000 Menschen. Bei dieser Großveranstaltung wurden auch die ersten Kontakte zur Feuerwehr Hohengandern geknüpft, sodass in diesem Jahr auf eine 20 jährige Freundschaft und Zusammenarbeit zurückgeblickt werden konnte.

 
 
 
 

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